Online-Game, Smartphone oder Tablet? Ab welchem Alter ist der Gebrauch eines Mobilgeräts für Kinder überhaupt geeignet? Wir greifen die Frage nach der digitalen Abstinenz auf und diskutieren aktuelle Themen zur Digitalisierung der Kindheit.

Die Digitalisierung der Kindheit: Wie Smartphones und Co. unseren Nachwuchs beeinflussen

Generationsübergreifend

Während für die Generation X und die „Baby Boomer“ die Nutzung von Tablet, Smartphone und Computer einer langen Eingewöhnungsphase bedurften, die teilweise noch bis heute anhält, ist die Generation Y im Teenie-Alter langsam in die Möglichkeiten des World Wide Webs und dem Voranschreiten der Technik hineingewachsen. Die Generation Z erlebt den Umgang mit Mobilgeräten noch einmal völlig anders: Sie wächst schon als Säugling damit auf.

Mama, Papa, ich und das Smartphone

Überall sieht man sie: beim Kinderarzt, beim gemeinsamen Sonntagsbrunch, im Kinderwagen beim Spazierengehen und auch beim Einschlafen. Smartphones und Tablets sind aus Kinderhänden heutzutage kaum wegzudenken. Einige Hersteller wie „Infuu“ oder „Mumford & Daughter“ bieten sogar Tablet-Halterungen für den Kinderwagen an – damit auch das quengeligste Baby schnell Ruhe gibt. Von einem einfachen gut-Zureden wenn das Baby unruhig ist, rücken immer mehr Eltern ab – vor allem, wenn es schnell gehen soll. Das Tablet wird in den Kinderwagen gelegt oder daran befestigt, ohne darüber nachzudenken, ob es pädagogisch fördernd ist. Die hippe Prenzlauer Berg-Mami stellt sich heute nicht mehr die Frage, ob ihr Kind beim Spazierengehen mit dem Kinderwagen seine Umgebung beobachten möchte, weil das Tablet bereits die volle Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Plastikspielzeug ersetzt High-End-Produkt

Auch Kleinkinder sind immer mehr an das Vorhandensein eines Smartphones gewöhnt. Und darf es kein Smartphone sein, ersetzt ein Spielzeug-Handy das Smartphone der Eltern. Hier hat sich die Digitalisierung der Kindheit bereits auf den Non-Mobilen-Markt ausgeweitet. Spielend leicht lernen Kinder heute den Umgang mit Smartphones. Das Wischen und Tippen auf dem Bildschirm sind teilweise schneller gelernt, als das Essen mit Messer und Gabel.

Das Smartphone als bester Freund des Menschen?

Für einige Kinder und Jugendliche ist der mobile Alleskönner mittlerweile unersetzlich. Das Smartphone wird gehegt und gepflegt, als hätte es eine eigene Seele. Geht es einmal kaputt, ist das Gejammer groß und es muss schneller Ersatz her, sollten die Eltern ihrem Kind keine Handyversicherung finanzieren, die für den Schaden aufkommt. In Bezug auf die Verständigung untereinander wird das Smartphone zum Sprachrohr der Freundschaft, denn durch WhatsApp und Co. wird schneller kommuniziert als sich „aufwendig“ zu verabreden. Der Vorteil von mobiler Kommunikation ist aber auch, dass Eltern schnell benachrichtigt werden können, wenn sich ihr Kind verspätet, sollten sie nicht bereits über Tracking-Apps wie „Qustodio“ verfügen.

Ist digitale Abstinenz ein Muss?

Dass Kinder in Bezug auf die globale Digitalisierung eine andere Kindheit erleben, als die ihrer Eltern, steht fest. Diese muss aufgrund des Aufwachsens im digitalen Zeitalter aber nicht zwingend schlechter sein. So kann digitales Lernen eine effektive Ergänzung zu Hausaufgaben sein, um die schulischen Leistungen des Kindes zu verbessern. Dies gilt allerdings nur für ältere Kinder. Für Babys und Kleinkinder ist von dem frühen Gebrauch von Tablets und Smartphones abzuraten.

Smartphone, Tablet und Laptop sind nichts für Kinderhände – oder etwa doch?

Viele Eltern haben Angst, dass ihre Kinder ohne das Aufwachsen mit Smartphone und Co. nicht „mithalten“ können und das Voranschreiten der Technik sie im späteren Leben einholt. Auch der Konkurrenzdruck untereinander ist groß, wenn das Nachbarskind ein Handy hat und das eigene Kind nicht. Hier ist es hilfreich, für sich klar zu definieren, wie lange und vor allem wann man dem eigenen Kind die Nutzung von mobilen Geräten erlaubt. Manchen Eltern hilft es außerdem erst einmal zu kontrollieren wie viel Zeit das Kind mit dem Smartphone, dem Tablet oder dem Computer überhaupt verbringt, um dann entsprechend reagieren zu können. Darüber hinaus ist mit Sicherheitsfunktionen wie der Nutzung von speziellen Kindersuchmaschinen wie „FragFinn“, „Blinde Kuh“ und „Helles Köpfchen“ sowie einer zeitlichen Begrenzung der Smartphone-, Tablet- oder Laptop-Nutzung, die man direkt an den Geräten einstellen kann, vielen Eltern geholfen. Die kostenlose App „Meine Startseite“ für iOS und Android sichert die Nutzung des Internets auf Smartphone und Tablet ebenso ab. Auch können bestimmte Seiten im Netz – und ebenso auf mobilen Geräten – gänzlich gesperrt oder nur durch die Eingabe eines Codes (den lediglich die Eltern kennen) verwendet werden. Zeitvereinbarungen, die man gemeinsam trifft, entschleunigen den digitalen Konsum und beeinflussen die voranschreitende Digitalisierung der Kindheit. Gleichzeitig lassen sie genügend Raum für soziale Kontakte – ganz ohne Technik.