Immer mehr Mitmenschen implantieren sich Chips unter die Haut, aber warum? Welche nützlichen Funktionen versprechen sie sich davon und welche Auswirkungen kann der Chip auf den menschlichen Körper haben?

Cyborg: Chip-Implantate beim Menschen

Erfolg auf der Cebit 2016

Der breiten Mehrheit dürfte die Möglichkeit, sich auch als Mensch chippen zu lassen, in der Berichterstattung über die Cebit in diesem Frühjahr aufgefallen sein. Auf der Computermesse in Hannover stellte ein StartUp die notwendige Technik nicht nur vor, sondern bot auch gleich vor Ort das Einpflanzen eines Chips an.

Auf der Homepage von digiwell können Personen, die den entsprechenden Chip unter der Haut tragen, zahlreiche technische Erweiterungen für die smarten Implantate bestellen – zum Beispiel Schließzylinder, die eine Tür per Handauflegen öffnen. Auch für das Selbst-Implantieren notwendige Ausrüstung, von der speziellen Spritze bis zum Implantat, sind zahlreiche Angebote vorhanden.

Wie funktioniert die Technik?

Der Chip, der im Bereich der Hand unter die Haut eingesetzt wird, ist ein „NFC“ Implantat. Die gesamte Technik ist in einem etwa reiskorngroßen Glaselement eingegossen. Die 888 Byte Speicherkapazität sind geeignet, um wichtige Kontaktdaten zu speichern. Ausgelesen und bespielt werden, kann der Chip mit den meisten Android-Smartphones – für iPhones gibt es leider noch keine Anwendungen. Eine Batterie benötigt der Chip nicht, als Lebensdauer erwartet der Hersteller mehrere Jahre. Am Ende der Lebensdauer, bei Defekten oder wenn man ganz einfach keine Lust mehr auf das Implantat hat, ist jeder Hausarzt oder jedes Piercing Studio in der Lage, den Chip mit einem kleinen Schnitt in die Haut zu entfernen.

Die Technik ist noch ganz am Anfang

Im Augenblick ist der Chip unter der Haut noch Zukunftsmusik, aber die Möglichkeiten, die mit etwas Bastelei erprobt werden können, sind unglaublich vielfältig. Bereits jetzt gibt es „gechippte“ Menschen, die zum Beispiel ihr Motorrad so umgebaut haben, dass kein Zündschlüssel mehr benötigt wird – die Hand des Besitzers am Lenkrad genügt. Polizeiwaffen, die sich nur von Polizistenhänden abfeuern lassen, Banksafes, die nur von autorisierten Mitarbeitern geöffnet werden können oder Medikamentenverpackungen, die ihren Inhalt nur an den vom Arzt freigeschalteten Patienten, und immer nur in der richtigen Dosierung freigeben, sind nur einige der in naher Zukunft denkbaren Anwendungen.

Praktische Anwendungen sind naheliegend – erprobt an Tieren

Auch wenn Firmen, die diese Körpermodifikation anbieten, es nicht gerne hören werden, der Vergleich mit der Tierwelt erklärt die Einsatzmöglichkeiten am besten. Rinder bekommen per eingepflanztem Chip die für sie optimale Menge an Futtermittel, die Türen am Stall öffnen sich automatisch und die von anderen Sensoren festgestellten Gesundheitsdaten können über den Chip eindeutig dem jeweiligen Tier zugeordnet werden. Verwundert es da, dass auch für die Nutzung beim Menschen ganz ähnliche Konzepte erprobt werden? So ermöglicht es eine Diskothek in Barcelona ihren Stammgästen die jeweiligen Lieblingsdrinks über das Auslesen eines implantierten Chips zu ordern und auch gleich zu bezahlen. In Schweden hat ein Unternehmen die Zugangskontrolle an den Türen komplett auf das Auslesen implantierter Chips umgestellt. Und auch die Kombination mit Chips, die Vitalfunktionen des menschlichen Körpers erfassen, wird bereits erprobt. Doch viele fragen sich jetzt bestimmt, ob der Chip negative Auswirkungen auf den menschlichen Körper haben kann. Für den Körper ist er jedoch vollkommen neutral. Allergien oder Abstoßungsreaktionen sind nicht zu erwarten und bisher auch noch nicht bekannt geworden.